Ein Schreiber (Wolfgang) im NOST-Board brachte eine Darstellung zum Futureshandel in einer so verständlichen, mit einem Beispiel unterlegten Beitrag, dass ich es sicher nicht besser könnte. Deshalb hier auf meiner Page zum nachlesen "verewigt".

Geschrieben von Woif am 09. Juni 2000 22:35:40:

Als Antwort auf: Re: Hin und her überlegt ... geschrieben von Hellchaser am 09. Juni 2000 21:00:15:

>Hi!
>Also, Woif, das mit den Futures hört sich interessant an.
>Ich war auch schon daran interessiert, weiß allerdings nicht, was es
>ist, bzw. wie man das macht. Ich bin bei Comdirect und möchte das doch
>auch mal probieren.
>Mir ist auch aufgefallen, daß man mit OS keine so faire Preise erhält.
>Außerdem bin ich immer auf Preissprünge, die der Makler macht, angewiesen.
>Ist das bei Futures anders? Kann man dort qasi "Online" verfolgen,
>wie der Preis rauf / runter geht? Und das mit rund um die Uhr:
>Das würde mich erst recht mal interessieren. Somit komme ich zwar
>zu noch weniger Schlaf, aber das ist jetzt auch nicht anders mit den
>OS. Ich habe mit OS auch schon ettlichen Verlust eingefahren und
>es reicht jetzt. Ich bin schon so weit, daß ich PUTS und CALLS gleichzeitig
>halte (So lange, bis einer der beiden so weit im Gewinn ist, daß
>der Verlust des anderen egal ist) . Ich weiß, nicht sehr effektiv,
>aber auf lange Zeit machbar - wenn der Euro stark nur in eine Richtung
>rauscht. Sonst werden die OS vom Zeitwert aufgefressen, wenn der Kurs
>stagniert.
>Also, wie komme ich an die Futures? Im Voraus schon mal Danke...

Hallo Hellchaser!

Deine Strategie mit einem "Straddle" (Call und Put zugleich) ist wirkungsvoll, wenn man sich sicher ist, dass eine sehr große Bewegung kommt. Man kann ja durchaus auch, ist erst mal die Richtung einigermaßen klar, den OS bei 50 % des Wertes verkaufen, explodiert der andere, ist der Verlust im Prinzip egal. Nur, wehe wenn es nicht klar und schnell in eine Richtung geht, dann frisst Dich der Zeitwertverlust gnadenlos auf. Aber das kennst Du ja!

Bevor ich jezt aber noch weiter wie ein "Oberlehrer" daherrede, bitte um eine kurze Klarstellung: Ich bin selber erst seit sehr kurzer Zeit bei den Futures, kann Dir daher nur sagen, was ich bis jetzt weiß - und das ist nicht sonderlich viel. Hab da eine Internetseite gefunden, die sich nur mit Futures beschäftigt, allerdings hauptsächlich mit DAX-Futures und mit Daytrading, damit hab' ich nicht wirklich was am Hut.

Was ist ein Future: Ein Future ist ein standartisierter Kontrakt (z.B. 1 EUR/USD Kontrakt = 125.000 EURO), mit dem Du das Recht hast, eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Termin und einem bestimmten Wert zu kaufen (wenn Du long bist) oder die Pflicht hast, diese Ware zu den abgeschlossenen Bedingungen anzuliefern. Solltest Du also einen Kontrakt Schweinebäuche long sein und Du schließt die Position vor Laufzeitende nicht, bekommst Du die Bäuche tatsächlich angeliefert, bzw. einen Lagerschein von Deinem Broker. Du kannst sie dann selber nach Hause fahren und die Nachbarn (sollten aber viele sein) zur Party einladen. Also, bist Du mit einen Kontrakt EUR/USD bei 0,95 long, hast Du um 125.000 EURO USD gekauft, Du bist dann stolzer Besitzer von 118.750 USD (genau genommen erst zu Ende der Laufzeit). Verkaufst Du den Kontrakt bei 0,96 bekommst Du dafür 120.000 USD, die Differenz von 1.250 USD ist Dein.

Bei den Finanzwerten wird so weit ich informiert bin nicht physisch geliefert, sondern ein "Cash-Settlement" durchgeführt. Du rollst also in die nächste Laufzeit - im Gegensatz zu den "Optis" ohne Zeitwertverlust, bei den Währungen mit Zinsverlust oder Zinsgewinn, den Du sowieso jeden Tag hast. (Sonst wär's nämlich ein Arbitragegeschäft = bomensicherer Gewinn, das gibt's nirgends)

Zur Fairness: Während der Börsenzeit gibt es keinen Spread, bei den Währungen handelst Du praktisch den Mittekurs +/- Zinsauf /-abschlag. Außerhalb der Börsenzeit gibt es einen Spread, der für uns Optionsscheingedemütigten aber lächerlich ist: ca. 10 Punkte.

Sitzt Du dauernd vor dem Schirm und hast nichts anderes zu tun, kannst Du die Kurse selber verfolgen und sofort anrufen oder per Internet Long oder Short gehen. Bist Du so wie ich viel unterwegs, empfehlen sich Limits und Stopp-Losses, die - wiederum im Gegensatz zu Optis - auch wenn's mal schnell geht, wirklich vor Totalverlust schützen, weil Du zu einem gesetzten Kurs +/- ein paar Ticks draussen bist.

So gesehen eine faire Geschichte, Nachteil: Man hat keine Ausrede mehr, wenn man mal falsch liegt! So wie ich gestern - knirsch :-(

Ich weiß nicht, ob man bei Comdirekt Futures kaufen kann, ich handle mit einem österreichischen Broker, eine bankenunabhängige Firma, die aber guten Service hat. Die rufen Dich an, wenn sich was tut und Du kannst dann immer noch entscheiden. Beratung für Laien wie mich ist optimal - die Richtung in die Du gehen willst, solltest Du aber selber wissen. Es sind Händler die dort sitzen, keine Gurus (sonst würden sie nicht dort sitzen). Trotzdem, sie haben zumindest immer den aktuellen Chart und Kurs, und Meinung hat er meistens auch.

Wieviel Geld brauchst Du: Da das Geschäft mit Futures ein Bonitätsgeschäft ist, zahlst Du nur einen Bruchteil von Wert, den Du einkaufst bzw. musst nur einen Bruchteil von dem hinterlegen, was Du schuldest (wenn Du short bist). Bei EUR/USD sind es derzeit 3.000 USD (ca. 3 %), bei EUR/YEN ca. 5 %. (Alles bei meinem Broker). Sind diese aufgebraucht bekommst Du einen Anruf - entweder SOFORT nachschiessen oder Zwangsliquidation der Position. Läuft die Position gut, bist Du ab 3 % Kursschwankung mit 100 % Deines Einsatzes im Plus, also z.B. von 0,93 auf 0,96 (ganz grob). Da diese Hebelwirkung auch nach unten funktioniert, setze ich immer sehr enge Stopps, auf die Gefahr hin, ausgestoppt zu werden.

Hoffe ich habe nicht zuviel Müll geschrieben, Ergänzungen bzw. Korrekturen von anderen willkommen, immerhin muss ich auch noch einiges dazulernen. Aber zurück zu den Optionsscheinen geht's sicher nicht mehr. Meine Strategie ist noch mehr als holprig, ich weiß jetzt gerade mal, wie's funktioniert. Übrigens: Alles Geschriebene gilt in erster Linie für USD / EUR / YEN, Aktienfutures hab ich noch nicht gehabt und will ich wahrscheinlich auch nicht.

Schönen Abend

Wolfgang


Ach ja: Je nach Wunsch kannst Du Deine Limitorder nur für Börsenzeiten gelten lassen oder aber rund um die Uhr, einschließlich Wochenende. Verfolgen brauchst Du nicht den Future, nur die Währung. Du merkst Dir einfach den Kassakurs bei dem Du rein bist und vergleichst ihn mit dem aktuellen. Dann schläfst Du entweder gut oder schlecht. Viel Spass!