Zurück zurück

Donnerstag, 7. Juni 2007


Sonn- und Feiertage in Krankenhäusern

"Ausgetrocknet" - Dehydriert

Aus Schlampigkeit knapp am Tod vorbei?

Sonntag den 3. Juni hatte mich mein Vater (83) mit merkbar unsicherer (ängstlicher) Stimme angerufen, dass es meiner Mutter (gerade 86 Jahre alt geworden) sehr schlecht ginge.

Ich ließ alles Begonnene liegen und stehen und fuhr sofort die 120 KM von Wien ins Spital nach Waidhofen zu meiner Mutter. Sie ist bereits am Freitag, 1. Juni, vom Lungenfacharzt Herrn Lorenz eingewiesen worden und kam in ein normales Zimmer der Internen. Ihr Herz ist seit einigen Jahren schon schwach und vor gerade drei Wochen lag sie auch erstmals wegen Wasser in den Beinen im Krankenhaus.
 
Seit gut zwei Jahren waren meine Mutter, mein Vater und ich jedoch der fälschlichen Meinung, dass ihr Herz nicht gar so schwach sei, denn anlässlich einer Kathederuntersuchung vor einem Jahr im Krankenhaus Krems sagte man uns dass am Herz alles in Ordnung sei. Jetzt musste ich aber erfahren, dass damit nur die Herzkranzgefäße gemeint waren und nicht der Herzmuskel an sich. Also eine nicht gerade "optimale" Information durch den Arzt in Krems, wo die Kathederuntersuchung stattfand. Primar Preis aus Waidhofen, der die Untersuchung damals veranlasste, hatte also schon recht, dass er sich noch mal vergewissern wollte ob wenigstens die Herzkranzgefäße in Ordnung waren. Jedenfalls ging daher meine Mutter immer davon aus, dass ihre in letzter Zeit immer stärkeren Brustschmerzen und ihre Atemnot besonders nächtens überwiegend vom Rückgrat und durch ihre starke Osteoporose herkämen. Sie hatte sich daher nicht geschont sondern sich erst recht immer angestrengt, um so viel Bewegung als möglich zu machen.
 
Vergangenen Sonntag, 3. Juni, war es aber dann zu einer äußerst kritischen Situation gekommen. Ich merkte beim Anruf meines Vaters, Angst aus seiner Stimme (fast schon ein Hilferuf), denn wenn es mal wo ganz Ernst wird muss ich und nicht mein nur 300 Meter von meinen Eltern entfernt wohnender 11 Jahre jüngerer Bruder einspringen.
 
Und tatsächlich - als ich drei Stunden später um 16:00 Uhr von Wien kommend im Krankenhaus Waidhofen das Zimmer (Nr. 323) mit drei Betten betrat, erkannte ich meine Mutter erst beim dritten mal hinsehen. Sie war im Delirium und wie ich bald feststellen musste völlig dehydriert (Körper innerlich ausgetrocknet). Dabei machte sie laut meinem Vater am Vortag, Samstag, mit den Schwestern noch Scherze.
 
Am Beistelltisch neben dem Krankenbett sah ich eine Tablette, zwei noch volle Becher (Abführmittel), einen vollen Suppenteller von Mittag 11:30 Uhr(!) und dass sie gerade von einer Infusion befreit wurde. Sofort fragte ich im Aufenthaltsraum der Schwestern nach was man ihr gegeben hätte. Da wurden mal starke schmerzstillende Mittel erwähnt und dann haarsträubendes - obwohl meine Mutter seit Freitag nichts mehr zu sich nehmen konnte (sie hatte Darmverstopfung im Oberbauch) hat man ihr außer dem üblichen Infusionsmittel Kalium auch ENTWÄSSERUNGSMITTEL verabreicht. Äußerlich noch ruhig gab ich der Diensthabenden Schwester zu bedenken, dass meine Mutter ja regelrecht austrocknet. Sie dürfe das nicht ändern, meinte sie und sie wird mir die Dienstabende Ärztin (zu meinem erschrecken ein junges Mädchen noch, die kaum noch Erfahrung haben konnte) holen. Weil mir das aber zu lange dauerte sagte ich den Schwestern ich werde den Leiter - Primar Preis - sofort zu Hause anrufen, weil ich ihn gut kenne. Das tat ich auch und seine Tochter sagte mir dann, dass er ja gar nicht da sei, er in USA auf Tagung ist. Zurück im Schwesterzimmer und meiner Vorhaltung - nun war mir der Ärger schon deutlich anzusehen - dass sie mir das auch hätten gleich sagen können, dass ihr Chef ja in USA ist, hat die Erkenntnis, dass ich den Chef also "zu kennen scheine", das Personal endlich auf Trab gebracht. Dann kam auch noch das junge Fräulein Ärztin um mir was zu erklären von wegen zu viel Flüssigkeit ist schlecht für das Herz und man müsse immer abwägen zwischen zu Viel und zu Wenig - aber ohne mein Zutun hätte es für meine Mutter vielleicht in der Nacht noch wegen des inzwischen zu starken Flüssigkeitsentzugs "zu spät" sein können! Man sage nicht, die ist ja eh schon 86, was will er denn. Da wurde einfach schlecht oder auch gar nicht kontrolliert/koordiniert ... das hat mit dem Alter NICHTS zu tun, denn Ähnliches (Schlampigkeit?) kann auch bei einem 48-jährigen abgelaufen sein, der hat es aber nicht überlebt (siehe weiter unten nach den Bildern).

Für den interessierten Laien: Kleine Übersicht Betreff Probleme bei Dosierung und Pharmaverträglichkeit bei alten Menschen und warum es schnell zu toxischen Erscheinungen (Vergiftungen) kommen kann, wenn man bei Dosierungen nicht aufpasst. Quelle: Citymedizin 1/2004 der Ärztekammer Wien.
 

CHRONOLOGIE: Mein Anruf am Sonntag 16:10 bei Prim. Preis - 16:20 Uhr Personal beginnt "aufmerksam" zu werden - 16:30 Blutdruckmessung - 16:40 Uhr Vorbereitung zur Verlegung in die Herzüberwachung - ca. ab 17 Uhr Beginn mit jetzt endlich optimaler Versorgung.

Um 16:10 hatte ich also bei Prim. Preis zu Hause angerufen (er war, wie gesagt nicht da und in USA), um ca. 16:25 kam plötzlich eine Schwester daher um meiner schwer herzkranken Mutter mit einer Armmanschette den Blutdruck (vielleicht an dem Tag zum ersten mal?) zu messen. 70 zu 50 nur! Kurze Zeit später faselte die gute Frau was daher von, dass eine Oberärztin meine Mutter nun doch sogleich rauf auf die Herzstation verlegen ließe. Ah - jetzt auf einmal! Ein Arzt unter Euch weiß was das heißt - Blutdruck 70/50 ... da schaut man dem Tod schon mal kurz ins Auge! Ca. 17:10 Uhr lag meine Mutter endlich in der Herzüberwachung (Zimmer 613) mit neuer, anderer, Infusion. Dabei waren gleich drei Personen zur Stelle - endlich vorbildliche Behandlung und zwei Stunden später (um 19 Uhr) habe ich einigermaßen beruhigt das Krankenhaus in Waidhofen/Thaya verlassen.

 
Nächsten Tag, Montag, sprach ich mit dem Oberarzt, Herrn Stamm, der mir - ich verstand ihn schon, es klang nämlich eher wie eine Entschuldigung durch - mir noch mal erklärte, wie schwer es ist, bei älteren Herzkranken Personen das rechte Mittel zur Verabreichung zu finden. Trotzdem - es war Dehydrierung durch zu starke oder zu viel verabreichte Entwässerungsmedikation entstanden - ich war dabei und habe es mitbekommen (und habe außer diesen Fotos noch mehr in der Hand)! Zu starke Infusionen durch ärztliche Vorschrift veranlasst (am Freitag bei der Aufnahme) und vom Krankenhauspersonal NICHT wahrgenommen (wie oft messen die in solchen Fällen überhaupt Herzfrequenz und Blutdruck - HF messe ich in meinem Alter (62) beim Laufen schon andauernd). Ich habe bei meinen Besuchen von 3. bis 6. Juni alles mit Fotos mit Zeitstempel mitdokumentiert - Infusionsfläschchen und auch den Überwachungsmonitor, der einige Zeit später sogar noch immer sehr wenig Blutdruck zeigte. Anmerkung: je weniger Flüssigkeit im Körper, umso weniger Blutdruck und das führt unweigerlich zum Kollaps (mit 86 "übersteht" man "so was" aber selten mehr)!

DOPAMIN ("Glücksbotenstoff")

LASIX (für Nierenfunktion)

CIPROXIN (gegen Infektionen)

 
Vor mehr als 10 Jahren war der Geschäftsmann Nigischer (ein guter Freund und inzwischen auch schon verstorben) der Meinung, dass man im Krankenhaus Waidhofen seinen Sohn "umgebracht" hätte. Der Sohn, Wolfgang, damals etwa 48 Jahre alt, war, nach Aussage seines Vaters, an zu hoher Dosis Blutgerinnungsmittel innerlich verblutet. Sein Vater, in seiner Verzweiflung, hatte ihn damals sogar noch im letzten Moment vom Spital Waidhofen in ein anderes Krankenhaus verlegen lassen - doch es war zu spät.
 
Mich bitte nicht missverstehen - ich bekrittle nicht Ärzte an sich, sondern wieder einmal, dass einige von ihnen viel zu nachlässig mit ihrer Verantwortung umzugehen scheinen - und vor allem ist da das Krankenhauspersonal in den Vorwurf mit eingeschlossen. Wenn schon deutlich SICHTBAR ist, dass Patienten seit Tagen nichts flüssiges zu sich nehmen, kein Medikament schlucken können, offensichtlich altes Essen und nicht eingenommene Medikamente am Beistelltisch stundenlang herumstehen, dann sollte bitteschön Feuer am Dach herrschen und nicht noch Entwässerungsmittel im Übermaß verabreicht und dabei zu wenig Flüssigkeit zugeführt werden. Auch das verdickt zusätzlich Ausscheidung im Darm, führt zu Blutdruckabfall und erhöht bzw. führt zu weiteren Komplikationen etc. die vorher noch gar nicht vorhanden waren! Und dies alles dann entstanden durch Unachtsamkeit (oder gar wegen  unterlassener Kontrolle durch Stationsärzte?)!

Seit Montag, 4. Juni, konnte unter Aufsicht von Oberarzt Stamm der Zustand meiner Mutter nun wieder stabilisiert/ verbessert werden. Und soeben (Donnerstag, 17:15 Uhr) beim Estellen dieser Seite, erhalte ich telefonisch weitere gute Nachrichten über meine Mutter aus dem Krankenhaus. Meine Frau und Sohn besuchten sie mit meinem Vater heute und auch sie sind der Meinung, dass meine Mutter weiter auf dem Weg der Besserung zu sein scheint.
 
Beim Oberarzt Stamm und dem Personal im sechsten Stock hatte ich schon am Montag das gute Gefühl, dass Patienten bei ihnen in sehr guten Händen sind. Ja, natürlich gibt es auch gute Ärzte und der Herr Stamm ist schon 50 und hat daher viel mehr Erfahrung als das junge, eigentlich recht hübsche, schwarzhaarige Doktormädchen welches am Sonntag im 3. Stock Dienst und daher Verantwortung hatte. Leider beginnt halt der "echte" Spitalsbetrieb erst Montag und nicht Freitag schon.
 
Abschließend: NICHTS gefallen lassen, Löcher in das Krankenhauspersonal fragen, nicht locker lassen auch nicht vor Ärzten in die Knie gehen (es sind auch nur Menschen), aber ihnen auch sehr genau zuhören. Im Krankenhausbetrieb wird Schichtweise gearbeitet und es ist halt so, dass leider in drei Tagen oft gleich drei Ärzte die Station wechseln (gerade an Wochenenden) und solche Zustände können für Patienten schon mal frühzeitig tödlich enden. Daher hätte das Personal aber gerade an solchen "Feier"-Tagen noch mehr Verantwortung zu tragen - sie kriegen Sonn- und Feiertage ohnehin zusätzlich vergütet und brauchen es nicht umsonst machen.
 
Zum Schluss noch angemerkt: Vielleicht war die "Rettung" vor der kompletten Dehydrierung meiner Mutter Sonntag Nacht nur dem Umstand zu verdanken, dass dem Personal im 3. Stock aufgefallen ist dass ich zu deren "Chef" (glücklicherweise) einen "Draht" habe und erst diese Erkenntnis sie zur "Höchstleistung" anspornte den Blutdruck zu messen und danach ganz schnell die Verlegung der Mutter in die Herzstation zu veranlassen?

Ich selbst war Montag Abend auch völlig fertig. Nicht nur alleine wegen des Zustandes meiner Mutter (hier konnte ich noch helfend eingreifen), sondern der erschreckenden Erkenntnis was einem alles selbst passieren kann, wenn man sich in eine Krankenhausabteilung legen muss dessen Personal entweder überfordert oder/und dazu noch sehr nachlässig handelt und erst durch die Aufmerksamkeit bzw. den Unmut der (noch gesunden) Angehörigen von Patienten in die Gänge kommt.  


Livecam_nost