Mi-09/01/02 

Text

Aus einer Mail-Zuschrift vom Mittwoch, 09.01.2001.

Liebe Banker, Zöllner und sonstige Sünder!

Auf den Börsenseiten habe ich den folgenden amüsanten, aber auch lehrreichen
Artikel gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte:

Albrecht O. Pfeiffer

Der EURO und Greshams Gesetz

Im Jahr 1558 formulierte der englische Bankier Sir Thomas Gresham ein
leicht zu verstehende Sätzchen, das in der Volkswirtschaftslehre als "Greshams
Gesetz" bekannt ist. Es lautet: "Das schlechte Geld verdrängt das gute."
Bemerkenswert daran ist vor allem, dass dieser Spruch keineswegs als
Bonmot, Witzchen, Vermutung, Hypothese oder gar als Spaß gedacht ist, sondern als
ein richtiggehendes GESETZ!.

In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf, wie es einmal vor einiger Zeit
ein Finanzminister im Preußischen Landtag (8.6.1847) hinausschrie! Seit etwa
10.000 Jahren begann sich die Menschheit einigermaßen zivilisiert zu
benehmen, was in erster Linie mit Viehzucht und Ackerbau zu tun hatte. Seit
dieser Zeit gibt es "Geld". Dieses Geld lief auf vier Füßen herum und hatte
die wunderbare Geldeigenschaft, sich von selbst zu erhalten und sogar
automatisch zu vermehren. Notwendig war lediglich guter Boden, Wasser und
tüchtige Finanzminister, die man als Hirten bezeichnete. Diesen verkündete
der Erzengel Gabriel zum exakten Beginn unserer Zeitrechnung die Geburt
unseres Herren Jesus.

Die Bedeutung des Viehzeuges (Schafe, Ochsen, Esel, usw.) als "Geld" wird
jedem klar, der das Wort "pekuniär" hört, denn Vieh heißt lateinisch pecus.
In Amerika nennt man die riesigen Viehhöfe in Fort Worth/Texas stock-yards,
wo jeden Tag pünktlich um 11 Uhr zum Fototermin für die Touristen eine
Herde der berühmter Longhorn-Rinder durch die Strassen getrieben wird. Stock sind
nicht nur Vieh, sondern logischerweise auch Aktien. Jeder Börsianer kennt
natürlich Growth Stocks (Wuchsaktien), Value Stocks und vielleicht sogar
Watered Stocks (verwässerte Aktien). Aber das ist eine andere Geschichte.

Wegen der rapide wachsenden Zahl der Menschen und die entsprechend
zunehmenden Handelsgeschäfte wurde das Viehgeld im Laufe der Zeit obsolet
und durch die wertvollen Metalle Silber, Gold und Kupfer ersetzt. Im
Altertum wurde Silber höher eingeschätzt als Gold. Diese Metalle hatten den
Vorteil, dass man sie leicht wiegen, stückeln und abzählen könnte.

Das moderne Münzgeld, wie wir es heute kennen, wurde von dem türkischen
Straßenräuber Krösus (595-547 v. Chr.) erfunden. Er begann seine Karriere
mit dem Überfall auf Karawanen und eroberte dann die reichen griechischen
Handelsstädte an der Westküste Kleinasiens (Milet, Ephesus, Samos, Lesbos,
Rhodos, usw.) und wurde schließlich König der Provinz Lydien. Die
Hauptstadt war die Festung Sardes, wo er seine unermeßlichen Schätze von Silber und
Gold einlagerte. Sein größter Geniestreich in der Geschichte des Geldwesens
war jedoch die Erfindung des "gesetzlichen Zahlungsmittels".

Die abgeteilten Metallstückchen ließ er durch einen einfachen Vorgang des
Prägens in Münzen umformen. Sodann setzte er den "Wert" dieser Produkte
nach eigenem Ermessen auf das zehnfache oder Hundertfache des ursprünglichen
Metallwertes fest. Zwar ist dies im Prinzip Betrug, aber es ist kein
Betrug, wenn es durch staatliche Macht "legalisiert" wird. Diese Methode hat sich
bis zum heutigen Tage im Finanzwesen erhalten.

Auf diese Weise wurde Krösus zum reichsten Mann der Antike. Damit sein
System des "gesetzlichen Zahlungsmittels" die gewünschte Riesengewinne
abwarf, musste Krösus seine Bande ehemaliger Straßenräuber in Zöllner,
Steuereintreiber, Rechtsanwälte, Gerichtsvollzieher und sogar Kriegsknechte
umfunktionieren, die in der Lage waren, zahlungsunwillige Schuldner
notfalls die Schädel einzuschlagen.

Damit die Leute wussten, wem sie ihr Geld abzuliefern hatten, prägte der
Fürst sein eigenes Portrait auf die Münze, wie dies auch bei Lukas 20, Vers
21-26, nachzulesen ist. Ähnlich wie Napoleon und Hitler verfiel auch Krösus
dem Größenwahn, mit seiner kleinen Armee das riesige Perserreich
anzugreifen. Sicherheitshalber fragte er aber das Orakel von Delphi, wo er
die Antwort erhielt: "Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes
Reich zerstören." Leider war es sein eigenes, denn sein Gegner hieß Kyros
II., den die Geschichte als Kyros den Großen bezeichnet. Krösus wurde in
Sardes gefangengenommen und aufgehängt. Da sich die Geschichte ewig
wiederholt, kann man dem EURO eine ähnliche Zukunft voraussagen.


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