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Währung: EURO/USD von Mag. Thomas Hergetz Der Euro soll Europa stärken. Denn Währung ist Macht - aber
nur, wenn hinter dem Geld ein politischer Wille steht. Der Vorteil für die private Wirtschaft
liegt auf der Hand. Die US-Unternehmen profitieren, wenn sie ihre
Rechnungen in eigener Währung bezahlen können und damit von Wechselkursschwankungen
verschont bleiben. Hingegen tragen die europäischen Firmen bei längerfristigen
Verträgen in Dollarbeispielsweise auf dem Rohstoffmarkt-das Währungsrisiko
und müssen sich dagegen absichern. Diese Kosten bleiben ihren Kollegen
in den Vereinigten Staaten erspart. Ähnliche Vorteile hat auch die
Politik: Wird die heimische Währung zur Reservewährung, erweitert
sich der finanzielle Spielraum. Das Land kann selbst Geld drucken, während
andere Staaten sich die begehrten Noten mit Waren und Dienstleistungen
erkaufen müssen. „Das exorbitante Privileg des US-Dollar" nannte
Charles de Gaulle diesen Vorteil einer Leitwährung. Ein Land wie
Argentinien muss auf dem internationalen Finanzmarkt mühsam Geld
aufnehmen, die USA hingegen verfügen über uneingeschränkten Kredit in
der Welt. Kein Wunder, dass die Väter des Euro
Interesse an einer starken Währung haben-im besten Fall an einer, die dem
Dollar die Stellung als Leitwährung abläuft. Denn der gewaltige
politische und wirtschaftliche Einfluss des starken Dollar hatte in Europa
oft für Unmut gesorgt: Als die Amerikaner 1972/73 die Goldeinlösungspflicht
des Dollar und die Paritäten zwischen den Währungen im System von Bretton
Woods aufhoben, musste sich Europa einmal mehr der Macht der Amerikaner
beugen. Also ebneten Altbundeskanzler Helmut Schmidt und der französische
Staatspräsident Valery Giscard d'Estaing Ende der siebziger Jahre den
Weg für eine europäische Einheitswährungals Gegengewicht zu den USA. „Schon jetzt reicht der Einfluss des
Euro in viele andere Regionen", jubelt Altbundeskanzler Helmut
Kohl. Währung ist Macht, und bisher konnten Staaten dank einer starken Währung
ihre Vormachtstellung ausbauen. Kann aber die Währung das Fundament
politischer Macht sein? Anders als frühere Leitwährungen existiert der
Euro ohne eigenen Staat. Und bisher stand hinter einem starken
Zahlungsmittel nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Stärke. Bislang ist das Währungsmonopol der
USA unangetastet, der finanzielle Spielraum immens. Währung und
politische Macht lagen bisher immer dicht beieinander. Geld hat die
Macht, zum Symbol nationaler Identität zu werden. Was aber wird aus der
Hoffnung vom größeren weltpolitischen Gewicht dank des Euro? Wenn -
und das ist die große Frage! - der Euro die Monopolstellung einer Leitwährung
erreicht, dann könnte die Einheitswährung auch zu diplomatischen Zwecken
oder gar als Druckmittel verwendet werden, etwa indem Euro zurückgehalten
oder angeboten werden. In Osteuropa wäre dies schon möglich - hier ist
der Euro Leitwährung. Wie jedoch sollen politische Interessen verfolgt
werden, wenn es keine gemeinsame Außenpolitik gibt? Um die Vorteile einer
Leitwährung voll auszuschöpfen, braucht es einen starken politischen
Konsens. Und damit tut sich Europa noch gewaltig schwer.
Fazit Obwohl sich Europa mit seinen politischen
Konsens schwer tut, glauben wir an die „Einheit Europas" und an
eine Stärkung des Euro. Begründet wird diese Zuversicht aber auch
durch den aktuellen Chart, bei dem der Euro vor einer wichtigen Marke von
0,885 USD steht. Sollte er diese Marke überschreiten erwarten wir einen
Anstieg des Euro auf 0,92 USD innerhalb der nächsten drei Monate. Quelle: Börsenreport, Oberbank, 04/2002
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